Ottmar Kreißl

Ottmar Kreißl
geb. 1923 in Oberdorf
verst. 2006 od. 2007

5.8.1923Geboren in Oberdorf, Kreis Komotau/Sudetenland
Juli 1942Einberufung zur Luftwaffe, u. a. Einsatz in Nordafrika, englische Kriegsgefangenschaft
April 1947Entlassung aus der Internierung in den USA und England
1947Besuch eines Abiturlehrgangs in Dresden
1948Immatrikulation an der Technischen Hochschule Dresden

Kontaktaufnahme zu einer SPD-Widerstandsgruppe in Westberlin und Verteilung von Propagandamaterial des Ostbüros der SPD in Dresden
14.2.1948Verhaftung in Dresden zu Hause wegen angeblicher Spionage für den französischen Geheimdienst (seine Adresse wurde im Adressbuch eines tatsächlich für diesen Geheimdienst arbeitenden Bekannten entdeckt)

Untersuchungshaft in Radebeul, Magdeburg und im Gefängnis Potsdam-Leistikowstraße
25.5.1948Verurteilung zu 25 Jahren Arbeitslager wegen angeblicher Spionage für den französischen Geheimdienst
Juni 1948Beginn der Haft in Bautzen
März – Sep. 1956Tätigkeit als Laborant im medizinischen Labor des zentralen Haftkrankenhauses der DDR in Klein Meusdorf/Leipzig
Sep. 1956Verlegung nach Waldheim/Sachsen
6.12.1956Entlassung nach Bad Berka/Thüringen
Jan. 1957Flucht nach Westberlin
1957–1962Studium der Elektrotechnik an der TH Karlsruhe
1963–1990Arbeit als Entwicklungsingenieur und in der Forschung, u. a. als Abteilungsleiter bei der Gesellschaft für Kernverfahrenstechnik in Jülich und in der Energieforschung bei MAN-Technologie in München

„Mit den Nachbarzellen verständigte man sich durch Klopfzeichen mittels des Gefängnis-alphabets. Einmal Klopfen war A, zweimal B usw. Nach einer gewissen Zeit erlangte man nicht nur eine ziemliche Routine, sondern bekam auch verräterische Hornhaut auf den Fingerknöcheln. Über diese Verbindung erfuhren wir auch, dass in einer der Nachbarzellen ein schwer verwundeter, inzwischen aber genesender sowjetischer Jagdflieger saß, doppelter Held der Sowjetunion. Held der Sowjetunion war die höchste sowjetische Tapferkeitsauszeich-nung, die man mehrmals bekommen konnte. Das bewahrte ihn auch nicht vor 25 + 5: 25 Jahre Arbeitslager + 5 Jahre Ehrverlust. ‚Norma‘ nannten die Russen dieses übliche Strafmaß.“

Da in der Sowjetunion aus
humanitären Gründen die Todesstrafe
abgeschafft worden ist, erhalten Sie nur
25 Jahre Arbeitslager.
(Richter während der Urteilsverkündung
zu Ottmar Kreißl)
nach links nach rechts