Das Haftschicksal der sowjetischen Gefangenen
der Leistikowstraße unterscheidet sich stark von
dem der deutschen Gefangenen. Sie gehörten alle
dem Militär an und wurden vielfach wegen
Desertion verhaftet und verurteilt. Fast alle mussten
deshalb ihre Haftstrafe, im Gegensatz zu deutschen
SMT-Verurteilten, bis zum letzten Tag in
sowjetischen Straflagern „verbüßen“.
Trotz der Vorstrafe haben einige ehemalige
Gefangene nach ihrer Entlassung eine ihrer
Qualifikation entsprechende Arbeit gefunden.
Georgij Richter arbeitete als Wissenschaftler an
einer medizinischen Fakultät und Wladimir
Kotschenzow in einem Konstruktionsbüro. Anders
das Schicksal von Georgij Gladko – ihm wurde verboten,
in seine Heimatstadt zurückzukehren.
Einige in der Stalinzeit verurteilte sowjetische
Bürger wurden in der Ära Chruschtschow (1953 –
1964) auf Veranlassung der KPdSU rehabilitiert.
Hingegen bemühen sich die in der Zeit nach Stalin
Verurteilten bis heute um ihre Rehabilitierung und
erhalten, wie Georgij Gladko, statt dieser nicht selten
eine volle oder teilweise Bestätigung des
Urteils. In seinem Fall wurde die Verurteilung
wegen „Vorbereitung einer Straftat“ (§ 15) und
„Vaterlandsverrat“ (§ 64) aufgehoben. Bestätigt
wurde u.a. der Teil des Urteils, der sich auf
„Desertion“ (§ 247-a) bezog.
In der Zeit der „Perestrojka“ unter Gorbatschow
(1985 –1991) haben sich viele überlebende Opfer
der politischen Repressionen in der Sowjetunion zur
Organisation MEMORIAL zusammengeschlossen.
Ihr Ziel ist es, das Gedenken an politisch Verfolgte
wachzuhalten, historische Aufarbeitung zu leisten
und soziale Fürsorge anzubieten.
Ohne die Kooperation mit MEMORIAL in St.
Petersburg und Moskau wäre diese Ausstellung
nicht möglich gewesen.