MEMORIAL Deutschland e.V.

MEMORIAL ist 1988 durch die Initiative von Bürgerrechtlern um Andrej Sacharow mit dem Anliegen entstanden, den Opfern des Stalinismus ein Denkmal zu setzen. Bald aber ging es nicht mehr nur um die Errichtung eines Denkmals. Die Aktivisten von MEMORIAL begannen, die Überlebenden des GULag aufzusuchen, ihnen zuzuhören, ihnen eine Stimme zu geben. Damals haben sich in ca. 70 Städten der Sowjetunion MEMORIAL-Gruppen gebildet; heute – nach dem Zerfall des Imperiums – ist MEMORIAL eine internationale Organisation. In Sankt Petersburg zählt MEMORIAL über 1.800 Mitglieder, unter denen es aber nur sehr wenige junge Leute gibt. Das bedeutet, dass die meisten der Mitglieder eher auf Hilfe angewiesen sind, als dass sie sich aktiv an der Arbeit beteiligen könnten. Die größte Gruppe unter ihnen sind die Verfolgten der Stalinzeit bzw. deren Angehörige. Weitere Mitglieder sind die in der Nachstalinära Verfolgten (Dissidenten), aber auch Menschen, die selber nicht direkt Betroffene sind, jedoch das Anliegen teilen, gegen Gewalt und totalitäre Strukturen aufzutreten. Seit längerer Zeit arbeitet MEMORIAL auch mit der Gruppe der ehemaligen Häftlinge deutscher Konzentrationslager zusammen. Den ehemals nach Deutschland verschleppten Zwangsarbeitern hat MEMORIAL geholfen, in Sankt Petersburg einen eigenen Verein zu gründen. Auch weiterhin setzt sich MEMORIAL für die Interessen der Opfer des Nationalsozialismus – beispielsweise in Entschädigungsfragen – ein. MEMORIAL vereinigt Menschen unterschiedlicher politischer Richtungen, religiöser Bekenntnisse und sozialer Schichten. Gemeinsamer Nenner ist die Ablehnung jeder Form von Gewaltherrschaft. Charakteristisch für MEMORIAL ist die Verbindung der konkreten Hinwendung zu den Opfern mit dem Engagement für eine Demokratisierung der Gesellschaft als ganze, wozu nicht zuletzt auch die historische Forschung mit ihrer Fähigkeit, Mythen zu zerstören, gehört.

MEMORIAL in Deutschland

Beeindruckt durch die Haltung der MEMORIAL-Aktivisten, die – oft selbst Opfer politischer Verfolgung – nach denjenigen fragen, die von der Gesellschaft längst vergessen worden sind, haben 1993 Freunde von MEMORIAL in Berlin den Förderverein für MEMORIAL/St. Petersburg e.V. gegründet, der 2001 in MEMORIAL Deutschland e.V. umbenannt wurde. Seit 2000 ist das deutsche MEMORIAL Mitglied in der internationalen Gesellschaft MEMORIAL, die Gruppen aus Russland, Kasachstan, Lettland und der Ukraine vereint.

MEMORIAL Deutschland hat bundesweit mehr als 150 Mitglieder (Stand Mai 2011) und arbeitet ehrenamtlich.

Vortrag von Stefan Karsch (Förderverein für MEMORIAL/St. Petersburg e.V.) bei einer internationalen Konferenz zur Musealisierung von Gedenkorten im ehemaligen Lager Perm-36 im Oktober 2000 über das KGB-Gefängnis in der Leistikowstraße

  • Soziale Fürsorge
  • Historische Aufarbeitung
  • Menschenrechtsarbeit

Soziale Fürsorge

Bei der praktischen Hilfe für die Opfer politischer Repressionen in Russland geht es um die Verbesserung der sozialen Situation der einstmals Verfolgten, die meist von existentieller Bedeutung für die Betroffenen ist. Denn die im Lager verbrachten Jahre werden ihnen nicht auf die Rente angerechnet, und oft durften sie ihr Leben lang nur gering qualifizierte und schlecht bezahlte Tätigkeiten ausüben. Das allgemeine staatliche Sozialnetz ist so lückenhaft, dass MEMORIAL mit materieller Hilfe die Versorgung der meist kranken Mitglieder sicherzustellen versucht. Im Rahmen einer „Nachbarschaftshilfe“ kümmern sich gesunde MEMORIAL-Mitglieder um pflegebedürftige.

Die soziale Arbeit von MEMORIAL unterstützt MEMORIAL Deutschland vor allem finanziell, indem es Spenden einwirbt. Dies geschieht u.a. durch Wohltätigkeitskonzerte, die das Kammermusik- Ensemble MEMORIAL – eine Gruppe junger Musiker aus Sankt Petersburg – in Deutschland gibt. Die Tätigkeit der Mitarbeiterinnen der Sozialkommission von MEMORIAL wird zu einem guten Teil durch Patenschaften finanziert, die Freunde von MEMORIAL in Deutschland übernommen haben.

Historische Aufarbeitung

Die Aufarbeitung der Geschichte politischer Repressionen in der Sowjetzeit ist das Anliegen des Wissenschaftlichen Informationszentrums MEMORIAL (WIZ). Es besteht aus einer Bibliothek und einem Archiv, in dem neben Dokumenten auch Exponate und Kunstwerke aus dem GULag gesammelt werden. Ein wichtiger Teil der Forschungsarbeit ist die Lokalisierung von Orten, an denen Menschen hingerichtet und verscharrt worden sind. Durch das Aufstellen von Gedenksteinen werden sie jetzt zu Orten der Erinnerung. Alljährlich führt die Organisation eine Expedition zu den Solowki-Inseln durch, wo die Sowjetmacht bereits zu Beginn der 20er Jahre die ersten Lager errichtete.

Ein gemeinsames Projekt von MEMORIAL in Sankt Petersburg und Berlin ist die Ausstellung „Von Potsdam nach Workuta“ im ehemaligen KGB-Gefängnis in der Potsdamer Leistikowstraße 1, in der es um das Schicksal deutscher und sowjetischer Häftlinge geht.

Die Forschungsvorhaben des WIZ zu fördern und seine Veröffentlichungen verstärkt in Deutschland publik zu machen, ist ein Anliegen von MEMORIAL Deutschland.

Menschenrechtsarbeit

Bei der Arbeit der Menschenrechtskommission von MEMORIAL handelt es sich vor allem um juristische Beratung von GULag-Opfern in Rehabilitierungs- und Restitutionsfragen. Im Jugendgefängnis in Kolpino bei Sankt Petersburg betreibt MEMORIAL seit 1994 ein Resozialisierungsprogramm.

Besonders aktiv ist das Moskauer MEMORIAL in der Menschenrechtsarbeit, beispielsweise mit der Entsendung unabhängiger Beobachter nach Tschetschenien. Die Informationen, die bei dieser Arbeit gesammelt werden, veröffentlicht MEMORIAL in Broschüren, in einer allwöchentlichen Radiosendung und im Internet.

Der Förderverein für MEMORIAL/St. Petersburg e.V. konnte 1999 aus Spendenmitteln die Anschaffung von Lehrmitteln und die Renovierung von Unterrichtsräumen im Jugendgefängnis Kolpino finanzieren. Unter Verwendung des Preisgeldes, das der Förderverein für MEMORIAL/St. Petersburg e.V. 2000 von der Robert-Bosch-Stiftung erhalten hat, wird dort ein altes Gewächshaus instandgesetzt, um den Jugendlichen eine sinnvolle Beschäftigung zu ermöglichen und zugleich ihrer einseitigen Ernährung abzuhelfen.

Eine Auswahl aktueller Berichte von MEMORIAL aus Tschetschenien bietet MEMORIAL Deutschland auf seiner Internetseite in deutscher Übersetzung an.



Logo Memorial Deutschland e.V.

MEMORIAL Deutschland e.V. Haus der Demokratie und Menschenrechte Greifswalder Str. 4 D–10405 Berlin Tel/Fax: 030-83229414 e-mail: info@memorial.de www.memorial.de Mitglied im Internationalen MEMORIAL (Sitz Moskau) Ausgezeichnet mit dem Förderpreis Humanitäre Hilfe für Mittel- und Osteuropa der Robert Bosch Stiftung 2000

Spenden

Bankverbindung Bank für Sozialwirtschaft Berlin BLZ 100 205 00 Spendenkonten: 33200-00        für die allgemeine Arbeit 33200-07        für die Arbeit zum KGB-Gefängnis Potsdam Spenden auf diese Konten sind steuerlich absetzbar.

nach links nach rechts