Günter Martins

Günter Martins
geb. 1931 in Berlin

15.1.1931Geboren in Berlin-Moabit
22.1.1945Flucht vom Wohnort Tirschtiegel/Kreis Meseritz (östlich der Oder) mit Mutter und drei jüngeren Geschwistern nach Lieberose/Spreewald
1.5.1945Beginn der Tischlerlehre
17.5.1951Verhaftung durch das NKWD und Transport über Cottbus nach Potsdam
20.5.1951Untersuchungshaft im Gefängnis Potsdam-Leistikowstraße
15.9.1951Tribunal und Verurteilung zu 15 Jahren verschärfter Haft wegen Waffenbesitzes und angeblicher Spionage
Sep.1951Transport nach Workuta (Sowjetunion)
Apr./Mai 1953Rücktransport über das Durchgangslager Tapiau/ehem. Ostpreußen (Sep.1953), Frankfurt/Oder und Fürstenwalde
29.12.1953Ankunft in Lieberose bei seiner Familie
1954Heirat

Er hat fünf Kinder und sieben Enkel

Günter Martins arbeitete als Tischler, als Inspektor der staatlichen Versicherung und als Leiter des Zweckverbandes Schwielochsee-Erholungswesen
1991Beginn des Ruhestandes
16.4.1996Rehabilitation durch die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation

„Einige Stunden später dann die Ankunft im Zentralgefängnis des NKWD in Potsdam, in der Mirbachstraße. Der wohl schrecklichste Ort der damaligen Sowjetischen Besatzungszone. In einem Sperrgebiet nahe des bekannten Cecilienhofes. Zuerst einmal die Aufnahmeritualien. Foto von vorn, Foto von der Seite, Gürtel und Schnürsenkel abgeben, alles aus den Taschen entfernt, noch mal gefilzt und ab in die Zelle. Ein schwach erleuchteter Gang, getrennt von einer Gittertür. Links und rechts Zellentüren aus Metall mit Öffnungsklappen und in der Mitte der Spion, ein mit einer Sichtklappe versehenes Guckloch. ‚RUKI NASAD‘ brüllte der Posten. Bald merkte ich, daß dies ‚HÄNDE NACH HINTEN‘, also auf den Rücken, bedeutet. Dann musste man sich noch mit der Stirn an die Wand lehnen. So und nicht anders hatte sich jeder Häftling zu verhalten, während der Posten eine Tür öffnete. Jeder lernte das ziemlich schnell, denn es wurde brutal nachgeholfen.“

Später im Lager in Workuta:

„Wenn wir zur Arbeit getrieben wurden, versuchte ich so viel wie möglich, mir von der Umgebung ein Bild zu machen. Irgendwo im Hinterkopf schwirrte der Gedanke, von hier zu fliehen. Denn es wurde erzählt, dass man nach Verbüßung der Strafe das Lager wohl verlassen könne, aber keiner das Verbanntengebiet verlassen dürfe. Solche Fälle seien bekannt. Man kann sogar hier eine Familie gründen, bleibe aber als halb freier Mensch ewig in dieser unwirtlichen Gegend. ‚Prost-Mahlzeit‘, da lieber doch das Unmögliche versuchen.“ Quelle: Günter Martins: Ruki nasad, S. 7 f., S. 46

Nun stand ich auf der Schwelle meiner Zelle. ‚NIX KLOPFEN – NIX SPRECHEN – NIX SCHLAFEN‘,
brüllte der Posten. Dann knallte er mir die Tür ins Kreuz.
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